Vor 550 Jahren entstand die Zellersche Hauskapelle, heute besser bekannt als "Volksbank-Kapelle". Wohl um 1417 übersiedelte der angesehene Tuch- und Weinhändler Hermann Zeller von Regensburg nach Straubing. Er wurde zum "Stammvater" der Straubinger Zellerlinie, die sich zu einem der mächtigsten Bürgergeschlechter im ostbayerischen Raum entwickelte. Als sein Sohn Wilhelm 1462 das Stammanwesen am Ludwigsplatz erbte, ließ er hier vier Jahre später im ersten Stock des Rückgebäudes eine Hauskapelle errichten.
Der Bau der neuen, knapp 25 Quadtratmeter großen, über zwei Stockwerke reichenden Andachtsstätte ist überliefert in einer Urkunde des Erzbischofs Bernhard von Salzburg. Er gewährt "allen wahrhaft bekennenden und zerknirschten Büßern", die an bestimmten Tagen in der Kapelle beten und "für den Bau und den Schmuck...die Hände hilfreich darreichen" "vierzig Tage Ablass", also einen Nachlass von Bußstrafen im Fegefeuer.
Als Patrone nennt diese Urkunde die "selige Jungfrau Maria" sowie den Heiligen Johannes den Täufer, Christopherus und Sebastian.
Die Ausstattung des Andachtsraumes wurde je nach Zeitgeschmack verändert und ergänzt, so dass sich das Kreuzgratgewölbe und ein Fresko des Sebastian-Martyriums aus der gotischen Anfangsphase mit einem barocken Altar und Stuckputz nach Rokokoart verbinden. Um 1660 erhielt die Kapelle ein großes Holzkruzifix und das ovale Altarbild eines unbekannten Künstlers. Dieses zeigt Maria mit dem Jesuskind, das bereits ein Kreuz als Hinweis auf seinen späteren Opfertod in der Hand hält - vielleicht ein Verweis auf das Patrozinium der Kapelle.
Nach wie vor dient die Zeller-Kapelle als Gottesraum: eine Messe wird z. B. jährlich am 2. Juli, an Mariä Heimsuchung, gefeiert.